Perspektiven

Die Corona Pandemie hat uns nach wie vor fest im Griff. Über Klopapier, fehlende Atemschutzmasken & co ist alles gesagt. Jetzt tauchen solch gruselige Wortgebilde wie „Durchseuchung“ in unserem Wortschatz auf. Die Angst geht um. Doch auch die Hoffnung.  Zwei ganz unterschiedliche Perspektiven, wie geht das zusammen?

Es ist wie mit dem Blumenstrauß auf dem Tisch, an dem zwei Menschen sitzen. Beide sehen den Blumenstrauß, doch sehen sie das Gleiche? Nein. Beide Personen sind jedoch überzeugt, dass ihre Sicht des Blumenstraußes die korrekte ist. Bis sie aufstehen und die Plätze tauschen. Perspektiv-Wechsel nennt sich das.

Heute erzähle ich euch dazu die Geschichte eines frisch erlebten „coachable moment“: Eine meiner Coachees, soviel darf ich sagen, ist eine alleinerziehende Mutter. Da wir nicht am gleichen Ort leben, coachen wir sowieso virtuell. Bisher zu Zeiten, in denen die kleine Tochter in der Schule, der Kita oder beim Papa war. Da beim Coachen so allerhand passiert, ist es wichtig, dass es in einem sogenannten geschützten Raum stattfindet. Ohne Störungen von außen. Niemand hört mit. Keine Unterbrechungen. Doch jetzt ist die kleine Tochter den ganzen Tag zuhause. Während unseres Termins ist sie in ihrem Zimmer und macht Hausaufgaben. Wir starten unsere Session, es geht um Konfliktmanagement. Plötzlich ertönt aus dem Nebenzimmer lautes Weinen „Alles muss ich alleine machen! Ich kann das nicht!! Niemand hilft mir!!!“ Uppps? Was ist los? Die Kleine ist überfordert. Den ganzen Tag daheim, kein Spielplatz, keine Freundinnen, kein Papa, keine Oma und die Mama ständig am Computer & Videokonferenzen im Home-Office. Aus ihrer Perspektive vollkommen verständlich. Während die Mama die Tränen trocknen geht, überlege ich in meiner Coaching Perspektive, dass wir für heute am besten abbrechen und ein anderes Mal weitermachen. Und muss dann lachen, denn geht es nicht gerade um Konfliktmanagement? Wie passend! Wir machen spontan zu dritt weiter: Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg. Wir setzen die stachelig haarigen „Wolfsohren“ auf, wenn wir ungeduldig, abgehackt und laut sprechen. Und dann die fluffigen „Giraffenohren“, während wir sachlich, in ruhigem Ton den gleichen Sachverhalt wiederholen. Die Kleine saust los und holt ihre Buntstifte, jetzt werden Giraffen gemalt. Die Mutter und ich machen noch 10 Minuten effektives Power Coaching, weil nun alle Beteiligten entspannt sind.

„War das nun korrekt und professionell?“ überlege ich mir später. Vor Corona nicht. Da hätten wir abgebrochen und einen neuen Termin aufgesetzt. Doch jetzt, für wann? Auf „nach der Corona Krise“? Wir leben in einer Zeit, in der wir öfters aufstehen müssen, um um den Tisch herum zu laufen und die Blumenvase von dort aus zu betrachten. Ich wage sogar zu behaupten, dass wir größere, ja,  ganz neue Perspektiven brauchen. Denn wenn der Spuk irgendwann vorbei ist, wird das Leben vermutlich nicht mehr ganz so sein, wie wir es kannten. Warum also nicht gleich damit beginnen in weiten Kreisen zu denken? Kreativ ganz neue Perspektiven zu betrachten? Klar, das macht Angst. So what? Der Stillstand auch.   Wenn wir unseren Blumenstrauß von allen Seiten betrachten, haben wir immer die Wahl, für welche Perspektive wir uns entscheiden.

Bleibt gesund & kreativ!

Herzliche Grüße
Barbara

 

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