Mr. Schoppenhauer
Katzen haben bekanntlich 7 Leben. Unser Kater anscheinend auch 7 Namen. Zuerst „Lila“ aus dem schnell „Lolo“ wurde, als wir kapierten, dass er ein Kater ist. Wegen seiner großen grünen Feenaugen und Koboldohren auch „Elf“ genannt. Eine begnadete Stimme, wenn es darum geht Futter-Arien zu singen, brachte ihm den Namen „Caruso“ ein. Aktuell ist er Mr. Schoppenhauer…
Wir hatten hier auf der Insel im Februar noch einige stürmische kalte windige Regentage, die wir mögichst nahe am Kamin verbrachten. Mein Mann las dabei Schoppenhauer als geistige Gymnastik. Das ist so ungewöhnlich nicht, denn Philosophen, die lesen so etwas. Geschmackssache sag ich mal, denn ich bekam zur Ablenkung Kostproben davon serviert, während ich traurig beim Kater unter dem Tisch saß, der da sehr krank auf seinem Flickenteppich lag. Die Wunde vom letzten Kater-Fight schien zwar verheilt, doch irgendwie hatte sich wohl ein Keim eingeschlichen. Jedenfalls, 5 Tage lang fraß und trank er nichts und wurde immer schwächer. Das verordnete Antibiotika flößten wir ihm mit Hilfe einer Spritze ein, doch der Kater spuckte das Meiste direkt wieder aus. Ein Häufchen Elend. Als wir dachten, jetzt verlässt er uns, da rappelte er sich wieder auf, trank das erste Schlückchen Wasser, fraß am nächsten Tag das erste Löffelchen und ist jetzt wieder ganz fit.
Der Schoppenhauer aber ist geblieben! Denn eine ganz seltsame Transformation ging nach der Krankheit mit dem Kater vor sich, an manchen Tagen umhüllt ihn jetzt eine dunkle Wolke, er schleicht mit schwerem Gang miesepetrig durch die Gegend, legt sich morgens in die lauwarme Asche vom Kamin und dreht der Welt den Popo zu. Schoppenhauer war wohl häufig ähnlich drauf. Ob da etwas hängengeblieben ist?
An anderen Tagen guckt er uns mit seinen grünen geheimnisvoll funkelnden Feenaugen an und es ist ganz klar, dieser Kater kommt vom Planet Sirios! Bekanntlicherweise sind alle Sirios-Wesen sehr spirituell und wer weiß, in welcher Mission unser Kater unterwegs ist? Auch Schoppenhauer hatte eine spirituelle Mission! Er beschäftigte sich intensiv mit der indischen Philosophie, doch traute sich dann nicht so recht, dieErkenntnisse daraus in seine westlichen Philosophiewerke einzubringen. Hätte er das nur mal gemacht! Hätte er sich mal ein Beispiel an Plato genommen, der ihm das schon vorgemacht hatte! So aber arrangierte er sich unzufrieden mit den damaligen Gepflogenheiten, wurde nie zum Professor berufen und schrieb stattdessen schwer verdauliche Bücher. In denen jedoch hin & wieder ein Juwel aufblitzt, der die geduldigen Leser so verzaubert, dass man ihm die ganze Miesepetrigkeit glatt verzeiht.
Tja, so ist das auch mit dem Kater. Ein Streuner, der beschlossen hat uns zu adoptieren. Er hat allerlei Macken, gerät schnell in Panik und hat miesepetrigen Tage. Ein normaler Hauskater wird wohl nie aus ihm werden. Doch wenn er ankommt und schmusen will, dann ist das etwas ganz Besonderes, eine pelzige Kugel voller Vertrauen und purer strahlender Glückseeligkeit.
„Wo soll das hinführen?“ frage ich mich dann. Irgendwann werden wir wieder gehen und Mr Schoppenhauer bleibt hier, denn seine Freiheit wird er um keinen Preis aufgeben, das ist mal klar. Mir bricht jetzt schon das Herz, wenn ich daran denke, obwohl im Moment noch nicht mal an Reisen zu denken ist. Der Kater aalt sich derweil gerade mit vollem Bauch sehr zufrieden in der Frühlingssonne. Als könnte er meine Gedanken lesen, öffnet er ein Auge und guckt mich an als wolle er fragen „Was hast denn du für Probleme?“ Grinst der etwa? Schnurrend kommt er angetrabt. Ich muss lachen, während ich ihm hinterm Ohr kitzele, denn der Kater hat ja recht. Einfach mal einen Moment loslassen, alle 5 grade sein lassen und die Sonne genießen. Danach sehen wir weiter.
Ich bin gespannt, ob er uns seine Mission enthüllen wird! Oder hat er das etwa schon?
Herzliche Grüße
Barbara
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