Die Gedanken sind frei
Die Gedanken sind frei,
Wer kann sie errathen?
Sie rauschen vorbei
Wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wißen,
Kein Jäger sie schießen.
Es bleibet dabei: die Gedanken sind frei!
Schon 1780 wurde der Text dieses demokratischen Volksliedes zum ersten Mal auf Flugblätter gedruckt. Da hatte es schon eine ganz schön lange Geschichte hinter sich: der Grundgedanke stammt wie so oft aus der Antike, im 13. Jahrhundert machte dann der Minnesänger Walther von der Vogelweide einen Song daraus und viele andere folgten. Ich habe das Lied von meinem Vater gelernt, der es uns Kindern vorgesungen hat, wenn wir im Wald unterwegs waren.
Das ist nun auch schon eine Weile her. Ach ja, die Zeit fliegt! Ich mochte das Lied schon als Kind gerne und stelle fest, dass ich es in letzter Zeit wieder öfters vor mich hin trällere, eher unbewusst, beim Teller spülen oder so. Ob das Zufall ist? Ich glaube nicht an Zufälle. Der Grund ist wohl eher darin zu suchen, dass es mir nicht in den Kopf gehen will, warum die freie Meinungsäußerung aktuell schnittchenweise zur Nebensache verkommt.
Wo sind die vielen langen Diskussionen geblieben, in denen wir uns die Köpfe über politische und andere strittige Themen nächtelang und durchaus konträr heiß geredet haben? Um sich dennoch mit „gute Nacht Freunde“ verabschiedet hat! Geht auch online! Wo ist sie geblieben, die gesunde Streitkultur? Ist eine andere Meinung an sich schon so verwerflich, dass sie nicht einmal geäußert werden darf? Vor was haben denn alle so viel Angst? Hat die Welt noch immer nicht gelernt, dass Druck immer mehr Gegendruck erzeugt?
No worries, ich persönlich liege mit meinen Meinungen meistens ganz langweilig mitten drin im Mainstream. Außerdem habe ich ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Harmonie, streiten ist also nicht mein Ding. Diskutieren dagegen schon. Und meine Meinung möchte ich gerne frei sagen dürfen. Ebenso wie alle anderen. Extreme Randzonen Themen will auch ich nicht ausführlich diskutieren, doch ein schlichtes „ich bin anderer Meinung“ setzt in solchen Fällen ganz fix eine klare Grenze. Sind die Gedanken denn nur noch frei, wenn sie still und leise sind? Oder eben konform?
Echt jetzt, wird es auf Dauer nicht etwas langweilig, immer das Gleiche zu lesen/hören/reden? Wenn ich auf Facebook & co nur noch Posts zum Thema Meditation, Katzen, Kochrezepte und Urlaubsfotos (nee, sorry, das geht ja gerade nicht…) präsentiert bekomme, finde ich persönlich das auf Dauer öde. Wo bleibt die Inspiration? Und ja, auch gerne mal die Möglichkeit zu einem saftigen Kommentar! Was für eine Scheinwelt bauen wir uns da auf?
Wo bitte schön versteckt sich die Freiheit dieser Tage? Vermutlich törnt mich das Thema deshalb gerade so an, denn die Freiheit ist einer meiner ureigensten Werte. Und deshalb muss das heute alles mal gesagt sein. Wem es nicht gefällt, ist sehr herzlich eingeladen, mir einen saftigen Kommentar dazu zu schreiben, ich freue mich schon auf die Diskussion! Denn ich mag den Glauben daran nicht aufgeben, dass die Gedanken auch heute noch ein Recht darauf haben frei zu sein.
Herzliche Grüße
Barbara
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