kalo cheimóna!

Mitte September neigt sich auf Ikaria die Saison endgültig dem Ende entgegen, die meisten Touristen sind längst abgereist, die Schule beginnt wieder und nun werden auch so langsam die letzten Sommerhäuser von ihren jeweiligen Bewohnern winterfest gemacht und bis zu Ostern im kommenden Jahr verschlossen.

Die Sonne scheint dieser Tage noch wunderbar, es ist angenehm warm, die Meltemi Winde des Augusts sind endgültig vorbei und so liegt das Meer jetzt spiegelglatt und lädt funkelnd blau und golden zum Schwimmen ein. Doch die Abende werden langsam kühler, die ersten Blätter fallen und als ich mich früh morgens auf den Weg zum Flughafen mache, versteckt sich die Insel hinter einem magischen Nebelschleier wie einst Avalon.

In diesen Tagen hört man es immer wieder, wie sich Menschen gegenseitig „kalo Cheimóna!“ wünschen, einen „guten Winter!“.  Die Griechen wünschen sich gerne so allerlei, da gibt es z.B. Montagmorgens die „gute Woche“, am 1. eines Monats den „guten Monat“ und nun den „guten Winter“! Den wünscht mir die Bäckerin genauso wie die Freunde, Familien wünschen es sich und Nachbarn ebenso! Nicht alle reisen, so wie ich, gleich bis ins ferne Deutschland, sondern vielleicht nur bis Athen – dennoch ist es unwahrscheinlich, dass man sich vor dem kommenden Frühling so schnell persönlich wiedersieht!

Ikaria fällt in den Winterschlaf…. Die Fähren, die in der Saison täglich zwischen Athen und der Insel unterwegs sind, werden bald nur noch einmal in der Woche fahren und auch das tägliche Flugzeug wird höchstens alle 2 Tage starten, ja, und dann gibt´s da auch noch die Winterstürme, die sowohl die Fähre als auch das Flugzeug gerne mal ganz ausfallen lassen. Die meisten Restaurants schließen jetzt bald und übrig bleiben einige Kaffeehäuser, in denen man sich trifft und Neuigkeiten austauscht. In unserem Nachbar-Dorf gibt es Freitag abends Kino, da geht man hin, auch wenn man den Film schon kennt, denn der Film ist eigentlich nebensächlich… auf Ikaria muss man unter die Leute gehen, wenn man wissen möchte, was los ist! Wer hat geheiratet und wer ist gestorben, wo spielt Musik und was passiert im Dorf und in der Welt? Genauso wichtig ist es, gesehen zu werden und Teil der Gemeinschaft zu sein, sonst wird man schnell zum Außenseiter. Nur auf Facebook chatten ist also nicht drin ?… mal ganz abgesehen davon, dass das Internet im Winter aufgrund der Stürme sowieso nicht immer so zuverlässig funktioniert.

Die Insel entschleunigt… nicht alle halten das aus, denn einfach ist es bestimmt nicht immer, wenn der Wind tagelang über die Insel heult und man von der Außenwelt abgeschlossen ist. Die, die bleiben, machen das Beste daraus! Im Coaching nennen wir das Resilienz und bieten entsprechende Seminare an – das ist hier nicht nötig!

Auch ich bin nach 2 Monaten auf Ikaria „tiefen-entschleunigt“ … wie sehr, das merke ich erst so richtig, wenn ich wieder in Frankfurt lande. So viele Menschen, so eine Hektik, so viele Geschäfte, so eine Ungeduld am Gepäckband und kaum rollt mein Koffer an, ruft auch schon der Shuttle-Service an, wo ich bleiben… pfffffffffff! Natürlich regnet es auch noch und ist kalt –  zu Hause koche ich mir erst einmal in aller Ruhe eine Tasse ikarischen Salbeitee mit einem Löffel Bio-Honig von „Dentrakis“ und während mir der Salbeiduft um die Nase weht, begreife ich, welche Power und kreatives Potential in dieser Entschleunigung verborgen liegen! Ich freue mich darauf, sie umzusetzen!

Bevor ich loslege, hänge ich jedoch noch schnell einen kleinen Magnet an meinem Kühlschrank auf, den ich an dem Mini-Souvenierladen am Flughafen Ikaria gefunden habe:

„Uhren, Stress und Ärger gibt es auf Ikaria nicht!“

Darauf abgebildet ist eine Uhr, der die Zeiger fehlen…. Wenn das kein schöner Reminder ist, wenn ich mal wieder in Stress verfalle!

Damit endet der „Sommer-Blog“ von und über Ikaria – die wilde Schöne! Mitte Oktober geht es dann mit einem anderen spannenden Thema hier auf dem Blog weiter, stay tuned!

Und auch eure Geschichten sind dabei immer sehr willkommen! Bisher hat sich noch niemand getraut und ich bin sehr gespannt, wer den Anfang wagen wird! Ich freue mich darauf!

Bis dahin wünsche ich euch allen schon mal „kalo cheimóna!“

Sonnige Grüße
Barbara

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