honey & money

Der graue Januar hat uns noch fest im Griff und es scheint, dass alle Welt dieser Tage schnieft und hustet. Auch mich hat´s voll erwischt und während ich brav im Warmen bleibe, um mich auszukurieren bemerke ich, dass die Zeit während dieser „Aus-Zeit“ anders zu verlaufen scheint: die Außenwelt weicht zurück, ich bin mehr bei mir selbst, die Stunden verschmelzen und die Zeit fließt wie Honig…

Auf das Buch „Time is Honey – Über den klugen Umgang mit der Zeit“ werde ich während meiner „Aus-Zeit“ durch ein Interview mit dem Autor* im Radio aufmerksam. Zuerst höre ich nur mit halbem Ohr zu, doch dann spricht er über Naturzeit im Vergleich zu der uns eher bekannten mechanischen Uhrzeit und hat mich damit am Haken! Wusstet ihr, dass es die erste mechanische Räderuhr erst seit etwas mehr als 600 Jahren gibt? Vorher schaute der Mensch zum Himmel, um zu sehen, ob es schon Zeit fürs Mittagessen ist und eine Pause wurde dann eingelegt, wenn man erschöpft war, nicht wenn es die Uhr sagt. Klar gab es vorher Sand- und Sonnenuhren und nachts den Sternenhimmel, an denen die Menschen sich zeitlich orientierten, doch erst die Räderuhr gab den Startschuss in die Neuzeit, das sogenannte mechanistische Zeitalter.

„Time is money“, diesen Ausspruch von Benjamin Franklin kennen wir wohl alle. Verschwende weder Zeit noch Geld! Zeit ist Geld! Zeitguthaben! Zeitdefizite! Ich hab´ keine Zeit! Je voller der Terminkalender, desto wichtiger der Mensch!  Jawohl, wir leben in der „Zeit-Zivilisation“, in dem die mechanische Uhr die Zeit vom menschlichen Erleben trennt. Denn sie verläuft ganz unabhängig von äußeren Einflüssen und individuellen körperlichen Bedürfnissen für uns alle gleich. Auch unser bürokratisches „schön-eins-nach-dem-anderen-erledigen“ richtet sich nach dem mechanischen Vorbild der Uhr. Wir sind taub für die Töne der Zeit und blind für die schillernden Farben geworden, die es in der Naturzeit zu sehen gibt.

„Honey Time“, das sind die nicht mit Geld verrechenbaren Zeiten in unserem Leben. Die Zeit der Liebe, Familienzeit, Freundschaften, Zeiten des Genusses und des Vertrauens. Es sind die wichtigsten Zeiten in unserem Leben, denn sie sind unbezahlbar. Davon hätten wir alle gern mehr? Klar! Doch sind wir auch bereit, den Preis dafür zu bezahlen? Unser Horizont ist weiter geworden mit der künstlichen Uhrzeit, denn wir bereisen heute ganz selbstverständlich die ganze Welt und auch der Lebensstandard ist deutlich höher als zu den Zeiten, als die Menschen noch nach oben zum Himmel blickten, um zu schauen, was die Stunde geschlagen hat.

Könnten wir nicht beides haben? Doch! Müssen wir sogar, denn wenn wir die Naturzeit nicht mehr wahrnehmen, geht uns die Puste aus – wir werden krank und sind gestresst bis hin zum Burnout. Deshalb gehen so viele Menschen am Wochenende gerne spazieren und das „Waldbaden“ erlebt gerade eine Hochkonjunktur, denn die Zeit in und mit der Natur bringt uns wieder in unseren ureigensten Rhythmus hinein. Auch Rituale sind eine schöne Methode dafür – das gemeinsame Frühstück mit der Familie zum Beispiel, bevor es los geht in einen trubeligen Tag, der „Stammtisch“ mit Freunden, die wöchentliche Yoga-Stunde oder die halbe Stunde am Abend für mich selbst, in der ich lese, male, lache oder ins Blaue träume…

Obacht! Hier kommt zum Abschluss noch ein kleiner Experimentvorschlag: geht doch mal einen Tag ohne die Uhr am Arm aus dem Haus und durch den Tag! Anfangs mag sich das komisch anfühlen, doch no worries,  schnell stellt sich heraus, dass die Uhrzeit omnipräsent ist, man muss sie gar nicht ständig am Arm mit sich tragen. Wiederholt ihr das Experiment an einem bestimmten Tag jede Woche, so wird auch noch ein Ritual daraus und euer natürliches Zeitempfinden stellt sich wieder ein, das ist hübsch! Die Farben der Naturzeit blitzen erst hier, dann auch dort wieder auf und machen das Leben bunter. Enjoy!

Herzliche Grüße
Barbara

 

* Ich bedanke mich bei Karlheinz A. Geißler u. Jonas Geißler für das wunderbare Buch „Time is Honey – Über den klugen Umgang mit der Zeit“

2 Kommentare
    • Barbara Romanos sagte:

      Ein Frosch? Warum nicht? Ist ja spannend, was sich hinter der “honey time” so alles versteckt… 🙂

      Reply

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