FlopShop
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Kennt ihr das? Ihr habt das neue Lieblingsshirt an und kleckert beim Essen? So geschehen gestern Abend. Ich war mit einer Freundin verabredet, wir hatten uns länger nicht gesehen und entsprechend viel zu erzählen. PLATSCH – ein Tropfen der zugegebener Weise sehr leckeren Kokos-Curry-Sauce flutschte während der lebhaften Kommunikation unversehens von der Nudel direkt auf mein weißes Lieblingsshirt. „Ach“, meinte die Bedienung beim Abräumen „hat die Bluse auch mitgegessen? Das ist ja dumm, denn Curry geht ja nie wieder raus“. Oh je!!
Ich weiß ja, dass man sein Herz nicht an materielle Dinge hängen soll, doch dieses Shirt mag ich wirklich sehr, deshalb habe ich kaum zuhause angekommen, den Curry-Ausrutscher im Fleckenentferner meines Vertrauens regelrecht ersäuft. Heute Morgen war er zwar deutlich blasser, doch immer noch da….
Manches geht im Leben einfach daneben! In Existenzgründer-Kreisen gibt es inzwischen Veranstaltungen mit dem Titel „Flopshop“ oder gar „Fuck-up Night“, bei denen gescheiterte Existenzen erzählen, was bei der Gründung falsch gelaufen ist und was sie daraus gelernt haben. Letzten Winter war ich bei einer solchen Veranstaltung dabei und sehr fasziniert. Respekt, wer sich auf die Bühne stellt und vor Publikum erzählt, was und warum die Sache schief gegangen ist. Und alle sind nach dem Scheitern neu durchgestartet! Einer der Redner war gerade dabei, seine siebte Firma zu gründen und arbeitet ehrenamtlich als „Fuck-up Coach“, unglaublich oder? An diesem Abend bin ich sehr nachdenklich nach Hause geradelt und erinnerte mich…
„Celebrate your failures“ hatte ich gleich im ersten Modul meiner Coaching Ausbildung gelernt, denn aus unseren Fehlern werden wir nicht nur klug, sondern wir lernen auch nachhaltig. Um das in der Praxis zu üben, klebten wir uns einen Sticker auf, auf dem bis zum Abend jeder unserer Fehler von den anderen Teilnehmern mit einem Strich markiert werden sollte. 10 Striche sollten es mindestens sein. Es war sehr still im Raum, als uns diese Aufgabe zu Beginn des Tages erklärt wurde, alle schauten konzentriert in die Kaffeetassen und Beklemmung breitete sich aus. Wer fühlt sich denn schon wohl beim Fehler machen? Oooch – in der Mittagspause saßen wir alle schon lachend und wetteifernd um Fehlermarker im Café nebenan, den Sticker für alle Welt gut sichtbar aufgeklebt, weil er uns gar nicht mehr störte.
Die Perspektive hatte sich geändert, das war der Trick! Genauso funktioniert auch das FlopShop Modell: Fehler machen gehört zum Leben eben dazu, basta. Man kann dann so tun, als gäbe es sie nicht und hat den berühmten „rosa Elefanten“ mitten im Leben stehen oder man beharrt weiterhin darauf und fährt die Karre gegen die Wand. Dabei es ist gar nicht so schwer, einen Schritt zur Seite zu gehen und so die Sache aus einer anderen Perspektive zu betrachten, dann findet sich meistens auch schneller eine Lösung.
Als ich mich selbstständig machte, bekam ich einige warnende Hinweise, dass man vom Coaching allein nicht leben kann, doch natürlich wollte ich diese ollen Unken gar nicht hören. Inzwischen weiß ich, dass sie so unrecht nicht hatten. Breche ich mir einen Zacken aus der Krone, wenn ich das zugebe? Nö. Ich sehe mir stattdessen die Sache von allen Seiten aus an – ich könnte aufgeben und mir einen festen Job suchen? Nö. Vielleicht braucht es mehr Zeit? Vielleicht. Wäre ein Teilzeitjob die Lösung? Möglich. Schauen wir mal! Es wird sich weisen, da ist mir gar nicht Bange.
Mein weißes Lieblingsshirt hängt inzwischen übrigens frisch gewaschen FLECKENFREI auf der Leine. Beim dritten Anlauf hat der Putzteufel in Kombi mit der Spülbürste die letzten Curryspuren weggezaubert, und das ganz ohne Löcher zu hinterlassen! Ich bin glücklich.
Manchmal, wenn man etwas wirklich sehr gerne hat, muss man da dranbleiben, kreativ werden und sich von anderen Leuten nicht kirre machen lassen. „Curry geht nie wieder raus!“ Was Sie nicht sagen!
Herzliche Grüße
Barbara
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